2 Unser Alltag ist eine Herausforderung für unsere Beziehung

Beispiel 1:
Isa und Frank sind seit drei Jahren ein Paar. Isa ist im 3. Monat schwanger und beide freuen sich sehr auf ihr erstes Kind. Oft betrachtet Frank ganz ungläubig den Bauch seiner Freundin, der, noch ganz unsichtbar, ein solches Wunder beherbergt ... Es ist wenige Wochen vor ihrem geplanten Urlaub, dem letzten „zu zweit“ und Isa hat schon seit längerem immer wieder Kataloge auf ihrem Schreibtisch im Wohnzimmer abgelegt. Die haben sich mittlerweile zu einem ansehnlichen Berg entwickelt. Frank hat im Internet recherchiert und eines Abends setzen sie sich zusammen, um endlich „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Gemütlich lümmeln sie sich auf die Couch, Saftgläser in der Hand und einen Stapel Prospekte auf dem Tisch.
„Ich habe zwei, drei Angebote schon mal herausgefiltert, magst du sie hören?“ beginnt Frank. „Ja, gern!“ Isa nimmt einen Schluck aus ihrem Glas und lehnt sich entspannt zurück. „Also zwei mal Griechenland und einmal Frankreich. Das erste ist das Beste, finde ich. Im Honigtal auf Korfu. Es ist eine kleine Anlage – eigentlich gar keine richtige Anlage. Also: Ein deutsch-griechisches Paar betreibt das. Es gibt ein paar Ferienwohnungen aber auch 6 Zimmer mit allem drum und dran. Die Versorgung ist ökologisch und zum Strand sind es nur 300 Meter. Billig ist es nicht, aber ich denke, da hätten wir es richtig gut! Seele baumeln lassen, so richtig entspannen bevor unser Wichtel kommt ...“ Er streift seine Freundin mit einem liebevollen Blick. „Na, klingt das gut?“ „Ja schon, aber –“ Isa hat sich aufgerichtet. „Ich bin der Meinung, wir sollten lieber in die Berge. Ich möchte mich bewegen! Schließlich werde ich nicht mehr allzu lang so beweglich sein!“ 
„Aber bewegen kannst du dich am Strand doch auch. Und ich finde die Entspannung schon auch gut. Ich meine, mir ist echt mehr nach auftanken – und du wirst das auch gut gebrauchen können, so als Vorbereitung meine ich, glaubst du nicht?“ „Ja, aber – “ Isa nimmt die Füße vom Sofa und wühlt in dem Stapel vor sich auf dem Tisch: „Schau mal, das ist mein Favorit.“ Sie blättert ein wenig herum und schlägt dann eine Seite auf, die sie Frank unter die Nase hält. Lienz, Osttirol. Liest Frank. Nette Bilder, Gipfel und Wanderwege, eine Alm mit Sonnenterrasse, ein stiller Bergsee. Schon irgendwie stimmungsvoll. „Da kannst du bestimmt auch die Seele baumeln lassen,  und es ist nachts angenehm kühl und tagsüber warm und - “ Frank sieht seine Freundin eindringlich an: „Ja, aber Erholung so wie ich mir das vorstelle ist das nicht! Ich meine, Bergwandern ist anstrengend. Das kann man mal machen, aber den ganzen Urlaub? Das stelle ich mir schon anders vor! Und das Wetter ist da sicher unbeständiger und ich muss dir ganz ehrlich sagen, wenn ich schon mal für 3 Wochen am Stück eine kleine Auszeit haben kann, dann möchte ich mir nicht jeden Tag Gedanken darüber machen, wie das Wetter wohl morgen sein wird. Ich will einfach genießen, verstehst du?“
Isa seufzt. „Es ist aber schon unsere Auszeit, nicht deine allein.“ ist das einzige, was sie dazu sagt. Sie greift wieder nach dem Katalog und beginnt darin zu blättern.
Irgendwie ist die Luft raus. „Lass uns ein andermal weiter drüber reden, ja?“ schlägt Isa schließlich vor. „Ist gut. Aber meinst du, dass uns dann mehr einfällt? Und es sind nur mehr ein paar Wochen!“

Beispiel 2:
Gerd und Alex„Ich hab nein gesagt und dazu stehe ich auch!“ Gerds Stimme klingt gereizt und er sieht seinen 17jährigen Sohn mit gerunzelter Stirn an. Alex ist nicht bereit, so einfach aufzugeben. „Aber warum nicht?“ fragt er beharrlich zum vierten Mal. Gerd seufzt einmal tief auf. „Ich will nicht, dass du zu einer Party gehst von Leuten, die du selbst kaum kennst - und die teilweise Drogen konsumieren.“ „Das mit den Drogen hast du von mir! Weil ich so blöd bin, dir auf eine ehrliche Frage eine ehrliche Antwort zu geben! Dass ich damit aber nichts am Hut habe, habe ich auch gesagt und das weißt du ja auch. Also: Es ist nicht ok mir was zu verbieten, nur weil andere, die auch da sind, sich daneben benehmen!“ „Ja, aber du kennst bis auf ein, zwei Leute dort überhaupt niemanden! Es kann eine Eigendynamik entstehen und dann bist du in einem Fahrwasser und weißt nicht mal mehr selber, wie du dahin gekommen bist!“ „Aber das habe ich doch selbst in der Hand, ich bin doch keine Marionette!“ Wütend sieht Alex seinen Vater an. „Und überhaupt geht man ja auch auf Partys um neue Leute kennen zu lernen, schon vergessen?“ „Ja, richtig, aber die muss nicht um 10 Uhr nachts beginnen und bis in die frühen Morgenstunden gehen. Du bist 17!“ „Aber es beginnt nun mal erst um 10 Uhr! Das ist normal! Das ist auf den meisten Partys so! Wir leben doch nicht im Mittelalter!“ „Jetzt hör mir mal zu.“ Gerd gibt sich Mühe, seine Stimme einigermaßen ruhig klingen zu lassen. „Partys beginnen also erst um 10 Uhr. Schön. Aber du bist 17. Daran führt kein Weg vorbei. Ich mache mich strafbar, wenn du womöglich bis morgens um fünf unterwegs bist.“ „Aber Jens ist über 18 und den kennst du und Mama kennt ihn auch!“ „Ja, aber es bleibt die Tatsache bestehen, dass mir dieses Umfeld für dich nicht gefällt. Und jetzt können wir diese Diskussion finde ich beenden.“ „Du bist echt altmodisch geworden, weißt du das?“ schreit Alex und knallt die Küchentür hinter sich zu.