2 Unser Alltag ist eine Herausforderung für unsere Beziehung

Beispiel 1:
Max will wieder einmal mit seinen Kumpels nach Mallorca. Maria versteht ihn nicht. Wieso will er ohne sie nach Mallorca und warum gerade Mallorca? Seit drei Jahren macht er das einmal im Jahr und bis jetzt hat sie dazu geschwiegen, obwohl sie ihn schon hat merken lassen, dass sie da eigentlich nicht möchte. Sie war dann eine Weile „mürrisch“ und missgelaunt. Doch jetzt denkt sie: also das muss doch nicht sein – und sagt zu ihm: „Hör mal Max: Ich finde das nicht gut, dass du nach Mallorca fliegst und mich hier alleine lässt. Ich möchte nicht, dass du ohne mich in Urlaub gehst, schon gar nicht mit deinen Kumpels und schon gar nicht nach Mallorca.“
Max, dem es wichtig ist, seine Freiheit ab und zu auch ohne seine Maria zu genießen – die er ohne Zweifel liebt – antwortet ihr ohne viel Nachdenken:
„Wenn man sich liebt, sollte man sich gegenseitig nicht einschränken, finde ich. Eine Beziehung ist doch kein Gefängnis! Ich werde doch ein paar Tage ausspannen dürfen, ohne dass du daraus eine Krise machen musst. Es sind schließlich meine Freunde, mit denen du ohnehin nichts zu tun haben willst. Ich habe es mir gut überlegt und ich habe mich auch schon entschieden: Ich fliege am 14.!“ Max fühlt sich doch auch ein wenig gereizt. Er findet, dass Maria ihm zwischen den Zeilen mitteilt, dass er das nicht verdient hat – mal alleine Urlaub mit guten Freunden zu machen. Und er fühlt sich schon wieder von Maria kritisiert. Maria dagegen ist betroffen und verletzt. Sie hätte nicht gedacht, dass er ihre Gefühle einfach so vom Tisch wischt – vielleicht will er ja deshalb ohne sie verreisen, um sie in dieser Zeit mit einer anderen Frau zu betrügen? In der Nacht liegt sie lange wach und fragt sich schließlich: „Wenn Max sich weiterhin so verhält, kann ich dann überhaupt noch bei ihm bleiben?“

Beispiel 2:
Julia ist eine „typische Latina“. Sie ist sehr gastfreundlich, schafft im Nu eine warme, einladende Atmosphäre und ist sehr herzlich, vor allem auch im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Und wenn sie gute männliche Bekannte begrüßt, dann per Umarmung und Küsschen. Das ist für sie selbstverständlich. Da muss man sich auch nichts dabei denken – denkt sie sich.
Eines Tages sieht Adrian, ihr Mann, mit dem sie in zweiter Ehe schon seit 5 Jahren ver-eiratet ist, wie einer ihrer guten Freunde sie bei der Begrüßung in den Arm nimmt und auf den Mund küsst - und sie lässt das zu. Er runzelt die Stirn und beschließt, mit ihr dar-über zu reden, denn er findet das nicht gut. Es erscheint ihm einfach zu intim.
Als die Gäste weg sind und sie gemeinsam dabei sind, aufzuräumen, sagt Adrian zu seiner Frau:
„Hör mal Julia, ich habe gesehen, wie du L. auf den Mund geküsst hast. Ich möchte das nicht, kannst du das zukünftig unterbinden?“
Julia ist gekränkt. Was denkt sich Adrian dabei, sich so aufzuregen, obwohl so ein Kuss für sie keinerlei Bedeutung hat? Glaubt er wirklich, sie würde ihn mit L. hintergehen? Das ist doch einfach lächerlich! Somit ist ihre Stimmlage auch etwas gereizt, als sie antwortet: „Schatz, das hat doch nichts zu bedeuten – du musst dir gar nichts dabei denken. Das ist nur eine Form der Begrüßung, sonst nichts. Reg dich doch deswegen nicht auf. Oder glaubst du tatsächlich, ich hätte was mit dem?“
Adrian schweigt, fühlt sich aber unverstanden. Und es beunruhigt ihn auch, dass Julia gleich gereizt reagiert und abwiegelt - viel-leicht steckt doch mehr dahinter als nur die Umgangsformen einer anderen Kultur? Julia dagegen merkt, dass ihr Einwand ihren Mann nicht beruhigt hat, aber nachdem er nichts mehr sagt, schweigt sie auch - und fühlt sich einfach nur kritisiert. Diese verklemmte deutsche Mentalität geht ihr wieder einmal sehr gegen den Strich!